Auch wenn sich die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten vieler Krankheiten, die mit Knochenschäden einhergehen, deutlich verbessert haben, gibt es nach wie vor schwerwiegende Fälle, in denen die Behandlungsoptionen unzureichend sind. Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Bevölkerung kommt der Zunahme von Muskel-Skeletterkrankungen sowie von Osteoporose eine besondere gesundheitspolitische Bedeutung zu. Während sich in den letzten Jahren die OP-Technik stark weiterentwickelt hat, mangelt es bisher an biologischem Knochenersatz bzw. an einer geeigneten Matrix, die implantiert werden kann und die Einheilung unterstützt.
Zudem unterliegen verschiedene Knochen im Körper unterschiedlichen Kräften. Besonders lasttragend sind beispielsweise die Kieferknochen. Aus jahrelanger klinischer Erfahrung weiß man, dass Wundheilungsvorgänge im Oberkiefer deutlich schneller und effektiver ablaufen, als im Unterkiefer. Deshalb ist es wichtig zu untersuchen und zu verstehen, ob neben der Krafteinwirkung (mechanobiologische Vorgänge) auch beispielsweise Stammzellen an der differentiellen Wundheilung beteiligt sind und welche Rückschlüsse daraus für den Aufbau von dreidimensionalen (3D) Tissue Engineering (TE) Konstrukten gezogen werden können. Ziel ist es also, biologische Vorgänge zu verstehen und daraus patienten-, krankheits- und ortsspezifische TE Konstrukte zu generieren, die sich nach der Implantation zügig und funktionell in das umliegende Gewebe integrieren.
Ziel des Forschungsprojektes
Das Ziel des Forschungsprojektes ist es, eine optimale Trägerstruktur für die Geweberekonstruktion von Knochen (Tissue Engineering) in dreidimensionalen (3D) Baugerüsten unter Einsatz verschiedener Spinnenseiden wie z.B. der Goldenen Radnetzspinne Nephila im Vergleich zur Seide des Seidenraupenspinners (Bombyx mori) zu entwickeln.
Vorteile von Spinnenseide
Spinnenseide ist chemisch äußerst stabil, elastisch und sehr robust, ultraleicht und sogar zugfester als Stahl. Diese Eigenschaften machen sie als Matrix für den Zellaufbau besonders interessant. Ihre antibakterielle Wirkung verringert zudem das Risiko von Implantatinfektionen.